Es ist soweit, das erste Mal ist Fleisch aus künstlicher Züchtung im Labor gewonnen worden.
Ein Stück Fleisch, das aus der Petrischale anstatt vom Rind direkt stammt.
Die Forscher der Universität Maastricht sind stolz über ihre grosse Entwicklung. Sie haben am Montag in London ihr Meisterwerk vorgestellt.
Doch was hat die künstliche Herstellung von Fleisch zukünftig für Auswirkungen auf die Tierhaltung und unsere Ernährung?
Wird es irgendwann normal sein „Laborfleisch“ zu verzehren?
Früher hatte man Probleme damit genmanipuliertes Gemüse zu essen und heute fragt fast keiner mehr danach, Genprodukte, wie Mais, sind auf dem Markt und werden gekauft, von jedermann.
Anfangs wird das „Laborfleisch“ aufgrund der Herstellung noch relativ teuer sein, doch sobald es etabliert ist, wird die Tierhaltung möglicherweise noch teurer sein als Fleisch im Labor zu züchten und dann wird auch das Laborsteak für den Verbraucher erschwinglich.
Tierische Eiweiss ist für den Körper wesentlich besser verwertbar als pflanzliches Eiweiss, daher ist es aus ernährungsphysiologischer Sicht für viele undenkbar gänzlich auf Fleisch zu verzichten. Biologen gehen sogar davon aus, dass wir uns evolutionär aus diesem Grund relativ schnell zum intelligenten Wesen entwickelt haben, weil der Zugang zu hochwertigem Eiweiss, durch das Jagen und verzehren von Fleisch, plötzlich gegeben war. Unser Gebiss hat sich im Laufe der Evolution verändert, der Mensch ist vom Pflanzenfresser zum Fleischfresser geworden.
Der weltweite Fleischkonsum wird zukünftig ansteigen, aufgrund der stetig weiterwachsenden Weltbevölkerung und dem zunehmenden Wohlstand in den Schwellenländern. Prognosen von Fachleuten zufolge, wird sich der Bedarf an Fleisch mehr als verdoppeln, sodass es auf die Dauer nicht mehr für alle Menschen ausreicht. Es können gar nicht so viele Rinder gezüchtet werden, um den Bedarf in Zukunft weiterhin gleichermassen zu decken, es sei denn, es werden neue Methoden entwickelt oder die Ernährungsgewohnheiten ändern sich.
Aus diesem Grund ist das Züchten vom Fleisch im Labor eine gute Alternative zur Tierzüchtung. Vielleicht wird es diese irgendwann ablösen und es wird sogar normal sein „Laborfleisch“ zu konsumieren.
Menschen, die mit künstlich hergestelltem Fleisch aufwachsen, werden es nicht mehr anders kennen. Unser Geschmack wird sich im Laufe der Zeit daran gewöhnen und sich anpassen. Irgendwann denkt man auch beim Essen nicht mehr daran und vielleicht wird dann Fleisch welches direkt vom geschlachteten Tier stammt eine Delikatesse und somit wesentlich teuer sein als „Laborfleisch“. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.
Wer mit gutem Gewissen essen möchte, der wird vermutlich früher oder später auf Fleisch aus dem Labor umsteigen. Man stelle sich vor, dass keine Tiere mehr leiden müssen, weil sie nicht mehr unter nicht artgerechten Bedingungen aufgezogen werden und aufwachsen müssen, nur um irgendwann geschlachtet zu werden. Man stelle sich vor, dass der Urwald nicht mehr gerodet werden muss, nur um genug Soja für die Fütterung von Rinder zu erhalten. Indirekt wäre dann wohl auch das Treibhausproblem um einen Mitverursacher ärmer, wenn weniger Rinder gezüchtet und gehalten werden würden, welche massgeblich für die Bildung von Methangas verantwortlich sind.
Die Ökobilanz von Fleisch aus dem Labor lässt sich durchaus zeigen. Zwar wird auch Energie im Labor benötigt, um künstliches Fleisch herzustellen, doch der Verbrauch ist im Vergleich zur Tierzucht zu vernachlässigen. Insbesondere auch der Wasserbedarf ist zu erwähnen, welcher bei der altbewährten Fleischproduktion sehr hoch ist und im Labor nur eine kleine Rolle spielt.
Ich stelle mir vor, dass zumindest die hygienischen Bedingungen im Labor besser kontrollierbar wären. Auch Antibiotika im Fleisch wäre dann wohl kein Thema mehr und Resistenzen könnten bald rückläufig werden.
Vielleicht gibt es mehr Vorteile als uns im Moment lieb ist, da das „Laborfleisch“ noch ganz am Anfang steht. Bis aus einer Ansammlung von tierischen Muskelzellen jedoch einmal ein gutes und geschmackvolles Stück Fleisch entsteht, ziehen wohl noch einpaar Jahre ins Land.
Sobald wir wissen unter welchen Bedingungen das Fleisch im Labor hergestellt wird und was es genau enthält, dann werden vielleicht auch wir irgendwann einmal einen „Labburger“ kaufen und einen Bissen aus dem Fleisch, das aus der Petrischale kam, wagen.
Was denken Sie darüber?
Artikel aus dem Spiegel-online:
Fleisch aus der Petrischale